Das ABC der Besonderheiten


Die Neustadtschule galt damals als eine der schönsten Schulen Bayerns. Kein Wunder - schließlich gab es moderne Kunstwerke im und am Schulgebäude sowie ein Aquarium / Terrarium, das für Unterrichtszwecke genutzt werden konnte.

Das Schulhaus mit dem hohen Dachbau und den kleinen Fenstern sollte "Burgcharakter" haben.

Ein äußerst sehenswertes und modernes Schulgebäude war hier in der Neustadt entstanden. Einige der Sehens- und auch Merkwürdigkeiten sind im Laufe der vergangenen Jahrzehnte jedoch "verschwunden".

Das ABC der Besonderheiten:

Aquarium / Terrarium

Eine der Hauptsehenswürdigkeiten war das Aquarium / Terrarium mit 23 Becken. Dort lebten Reptilien und Warmwasserfische. Sogar Schlangen befanden sich darin. Ein eigener Tierpfleger wurde eingestellt.

Die Fütterung und Pflege der Tiere machte aber Schwierigkeiten. Tieren, die Winterschlaf halten wollten, war es zu warm. Einige Tiere litten hingegen an dem Sonnenscheinmangel, da das Aquarium auf der Nordseite (= Straßenseite) des Schulgebäudes untergebracht war.

Eine der Schlangen entkam eines Tages. Zur Sicherheit der Schulkinder wurde "Zimmerarrest" befohlen. Erst als die ausgebüchste Schlange wieder eingefangen war, durften die Kinder die Klassenräume wieder verlassen.

Als die Becken undicht geworden waren, wurde das Aquarium wieder aufgelöst. Dies ordnete der damalige Bürgermeister Schenk im Jahr 1959 an.

Anschließend diente der Raum als Ausstellungsraum. Heute befindet sich darin das Büro des Hausmeisters - und in den Wandnischen verstaut er sein Werkzeug.

Brunnen

Das hat nicht jede Schule!

Auf unsere Trinkwasserbrunnen, die sich in allen Lichthöfen befinden, sind wir richtig stolz. Jeder Brunnen ist mit einer besonderen Kachel ganz individuell gestaltet. Die Motive zeigen zum Beispiel Märchenfiguren. Es lohnt sich, in alle Zimmer der Nordseite zu schauen, um diese einzigartigen Brunnen zu bewundern.

Die Brunnen haben die Umbauzeit bestens überstanden. Sie wurden sogar extra so hergerichtet, dass wir heute unser gutes Burghauser Trinkwasser daraus entnehmen können.

Evangelische Volksschule

Im "Untergrund" - also im Keller der Neustadtschule - war die Evangelische Volksschule untergebracht. Hier gingen ALLE evangelischen Kinder der ganzen Stadt (Buben und Mädchen!) zur Schule. Zu dieser Zeit gab es noch die sogenannten "Bekenntnisschulen". Katholische und Evangelische Kinder gingen in getrennte Schulen.

Die evangelischen Schülerinnen und Schüler fühlten sich durch ihre Unterbringung im Keller natürlich etwas ausgegrenzt - sie wollten auch einmal oben hinauf ins Erdgeschoss oder in den ersten Stock.

Aber bald erkannten sie die Vorteile ihrer Lage im Keller:                       

Im Winter war es unten schön warm und im Sommer angenehm kühl.

Zum Schuljahr 1960/61 begann der Betrieb in der neu gebauten "Städtischen Oberrealschule in der Neustadt" (das heutige Aventinus-Gymnasiums). Dort zog die Evangelische Volksschule 1960 in die Kellerräume ein.

Unsere Räume im "Keller" (Untergeschoss) nutzen wir heute so:

Schulküche, Jugendsozialarbeit, Förderraum, Spielezimmer, Ruhe- und Stilleraum, Handarbeits- und Werkräume, Mittagsbetreuung, Schlagwerk

"Grenzbaum"

Als Buben und Mädchen noch in den beiden getrennten Schulen unterrichtet wurden, gab es auch auf der Pausenwiese eine "deutliche" Trennung:

Ein Grenzbaum - eine Linde - stand mittig auf der Pausenwiese. Alle Kinder wussten: Der Baum markiert eine imaginäre Grenze! Diese zu übertreten war strengstens verboten. Wer sich doch traute oder es wagte, wurde bestraft.

Im Schuljahr 1975/76 wurden die beiden Schulen zusammengelegt. Die neuen Schulanfänger wurden von nun an in gemischten Klassen unterrichtet.

Einige Jahre nach der Zusammenlegung war der Baum dürr geworden und musste gefällt werden. Beinahe scheint es, als hätte die Linde geahnt, dass ihre Aufgabe an der Johannes-Hess-Schule jetzt zuende war.

Heute gibt es nur noch die "Außengrenzen" unseres Pausenbereiches.

"Hochhaus"

Das turmartige Hochhaus mit den sechs Stockwerken wurde damals "Lehrersilo" genannt, weil es ursprünglich als Lehrerwohnhaus gedacht war. Allerdings zogen nur wenige Lehrer in das Hochhaus ein. Heute wohnen in diesem ersten Burghauser Hochhaus viele Familien. Im Erdgeschoss sind Geschäfte untergebracht.

Lichthöfe

Als "Lichthöfe" werden die offenen Räume bezeichnet, die sich auf der Nordseite (zur Straße hin) befinden.  Hier gab und gibt es funktionierende Trinkwasserbrunnen. Sie sind wunderschön gestaltet. Die einzigen Begrenzungen dieser Räume waren die Säulen. In den Lichthöfen verbrachten die Mädchen unter anderem ihre Regenpausen.

Während der Umbauplanungen hatten die Architekten zusammen mit unserem 1. Bürgermeister Hans Steindl eine großartige Idee: Die Lichthöfe wurden mit Holz- und Glaswänden geschlossen. Alle Säulen stehen jetzt ganz frei - außerhalb der neu entstandenen Räume. Man kann sogar um die Säulen herumgehen oder sie umarmen. Heute dürfen die Klassen diese hellen "Lichthöfe" als Gruppenräume nutzen. In einem der Lichthöfe befindet sich der Leseraum. Der größte Lichthof wird als Medien- und Seminarraum genutzt.



Pausenhalle

Die überdachte Pausenhalle ist 61 Meter lang. Sie wurde im Jahr 1962 neu gebaut.

Die Buben konnten die Pausenhalle bei Regenwetter nutzen. So blieben sie trocken und durften die Pause trotzdem an der frischen Luft verbringen.

Die Mädchen hingegen verbrachten die Regenpausen in den Lichthöfen im Schulhaus. Es gibt Erzählungen, wonach die Mädchen während dieser Pausen schweigend (!!!) im Kreis gehen mussten.

Bei wirklich starkem Regen dürfen die Schüler heute die Pause im Klassenzimmer verbringen. Da gibt es viele ungeahnte Möglichkeiten. Es darf sogar (leise) geratscht werden. :-)

Schulbrause

Als die Neustadtschule erbaut wurde, gab es im Keller eine Schulbrause. Dabei handelte es sich um einen Duschraum, also einen Raum, in dem man sich duschen konnte. Dieser Raum war damals sehr wichtig, da viele Familien zuhause noch kein eigenes Badezimmer mit Dusche hatten. An einem bestimmten Tag in der Woche konnte sich jeweils eine Klasse in der Schulbrause duschen.

Das muss ungefähr SO abgelaufen sein:

Buben und Mädchen duschten getrennt voneinander und trugen Badekleidung. Die Kinder liefen im Kreis unter den Duschen durch. Dabei gab es natürlich viel Geschrei, denn aus manchen Duschen kam warmes, aus anderen jedoch nur kaltes Wasser heraus.

In späteren Jahren hatten immer mehr Familien eigene Bäder mit Duschen zuhause. Darum wurde die Schulbrause irgendwann überflüssig.

Der Duschraum wurde schließlich zu einer neuen Schulküche umgebaut. Der Raum, in dem die Schulküche zuvor war (siehe "Schulkuh"), wurde für ein neues Klassenzimmer gebraucht.

Auch heute wird die ehemalige Schulbrause und spätere Schulküche als Klassenzimmer genutzt.

"Schulkuh"

Nein! Hier handelt es sich NICHT um eine echte Kuh.

Die "Schulkuh" war ein farbenfrohes und hypermodernes Wandgemälde in der Schulküche. Das Kunstwerk wurde von einer Münchner Künstlerin geschaffen.

Den Burghauser Bürgern gefiel dieses Wandbild jedoch nicht besonders. Außerdem erschien es allen zu teuer! Es sollte 1100 Mark kosten. Sogar in einer Bürgerversammlung wurde über diese "anstößige Schulkuh" diskutiert. Laut Abendzeitung vom 27. November 1953 sei Bürgermeister Schenk selber erschrocken, als er die Malereien das erste Mal gesehen habe. Damit niemand die merkwürdige Kuh an der Wand sehen konnte, wurde die Tür zur Schulküche verschlossen.

Wenige Zeit später "verschwand" die Kuh, als ein Maler die Wände neu anstrich.

In der Pausenhalle erinnert ein Wandgemälde heute noch an diese "anstößige" Kuh. Sie wurde von einer 3. Klasse nachgemalt.

Schuluhr

Der Eingang zur damaligen Knabenschule ist mit einem turmartigen Vorbau geschmückt. Auffallend sind die zwei mächtigen Säulen. Die Schuluhr, die auf dem prächtigen Vorbau zu sehen ist, ist mit Bildern des Künstlers Fritz Junghans verziert. Sie war zu dieser Zeit die einzige öffentliche Uhr in der Neustadt.                    

Die Schuluhr diente leider nur kurze Zeit. Angeblich waren die Zeiger zu schwer. Einige Reparaturversuche blieben erfolglos. Als die Konradkirche einen neuen Turm mit Uhr erhielt, wurde die Schuluhr stillgelegt.
Seit 2010 steht die Schuluhr an der Johannes-Hess-Grundschule aber NICHT mehr still. Ein Uhrmacher aus Passau konnte sie reparieren.

Allerdings hält sie heute einem Uhrenvergleich mit der Konradkirchenuhr nicht statt... Wir empfehlen, der Anzeige der Kirchenuhr zu vertrauen!

Säulen

Das langgezogene Schulgebäuden zieren zahlreiche, teilweise bunt bemalte Säulen.

In der sogenannten Mädchenschule befinden sich die bunt gestalteten Säulen. Darauf sind jahreszeitliche Motive und biologische Abbildungen zu sehen. Im Bereich der Knabenschule sind die Säulen schlicht und schmucklos gehalten.




Zur Zeit des Umbaus wurden die Säulen (ebenso wie die großen Wandgemälde) sorgfältig in "Frischhaltefolie" verpackt. So überstanden sie die Umbaujahre von Januar 2017 bis Anfang 2019 unbeschadet! Welche Freude für alle, die heute täglich daran vorbei- oder drumherumspazieren dürfen.