Der Bau der "Neustadtschule"


Wie alles begann:

Dr. Alexander Wacker ließ in Burghausen ab 1914 ein Chemiewerk bauen. Das Werk wuchs schnell und so kamen immer mehr Arbeiter mit ihren Familien in die Stadt Burghausen. Nach dem zweiten Weltkrieg stieg die Einwohnerzahl Burghausens stark an. Die Wacker-Chemie expandierte und sorgte für immer mehr Arbeitsplätze.

Schon bald war die Altstadtschule, in die zeitweise 1300 Schülerinnen und Schüler gingen, zu klein. Die Kinder wurden in einer Art Schichtbetrieb unterrichtet: Ein Teil der Schüler ging vormittags in die Schule, ein anderer Teil hatte am Nachmittag Unterricht. Teilweise hatten die Kinder einen strammen Fußmarsch von mehr als einer Stunde.

Eine Schule in der Neustadt wurde dringend gebraucht. In dieser neuen Schule sollten insbesondere die "Fabrikler"-Kinder unterrichtet werden.

Zwei mögliche Bauplätze für die neue Schule

Für den Bau der "Neustadtschule" kamen zwei Bauplätze in Frage:

1. der Platz zwischen der heutigen Krankenhausstraße und dem "Burgfrieden"

und / oder

2. der Platz zwischen Kirche und dem damaligen Kaufhaus Engl (gehörte dem Bauern Köck)

Der damalige Stadtrat Ulrich Schmid schlug vor, das Grundstück bei der Kirche zu wählen, denn er war der Meinung: "Kirche und Schule gehören zusammen!"

Zwei große Bauabschnitte

In den Jahren 1951 bis 1953 wurde schließlich gegenüber der St. Konrad-Kirche die "Neustadtschule" gebaut.

Bereits im Oktober 1951 wurde der erste Bauabschnitt fertig. Dieser erste Bauabschnitt reichte von rechts her bis zu den drei Fenstern links vom Haupteingang. Es zogen die unteren Klassen der Mädchen- und der Knabenschule ein. Die Klassen blieben aber den Schulleitungen in der Altstadt unterstellt.

Der größere, zweite Bauabschnitt wurde im Jahr 1953 fertig. Am 7. September begann in ihm der Unterricht in allen Klassen.

Zwei Eingänge - zwei Schulen - zwei Pausenhöfe

Das lange Schulhaus hatte (und hat) zwei Eingänge. Damals waren zwei getrennte Schulen unter dem einen Schuldach untergebracht: die Knaben- und die Mädchenschule. Auf der einen Seite wurden folglich die Buben unterrichtet, auf der anderen Seite die Mädchen.

Beide Schulen bekamen bald eigene Schulleitungen:

Im Jahr 1953 wurde die Mädchenschule eingeweiht. Rektorin wurde Mater Josefine Ginnhuber von den "Englischen Fräulein". Die Knabenschule wurde 1954 selbständig und von Rektor Karl Hautmann geleitet.

In der Mitte war das Schulgebäude durch eine versperrte Glastüre getrennt! Auch auf dem Pausenhof durften Buben und Mädchen nicht miteinander spielen. Eine Linde (Laubbaum) markierte die magische Grenze. Diese sollte besser nicht überschritten werden. Rektor Erdorf erinnert sich: "Wenn jemand die imaginäre Trennlinie auf der Pausenwiese übertrat, setzte es gleich was hinter die Ohren!"

Seit 1975 drücken Buben und Mädchen gemeinsam die Schulbank - und spielen zusammen auf der Pausenwiese. An die Grenzlinie erinnert nur noch eine Vertiefung auf der Pausenwiese. Hier stand damals vermutlich die Linde, jetzt freuen sich alle Kinder über die große Spielfläche - ganz ohne Grenzen!

Zwei Anbauten

In den folgenden Jahren wurde - sehr zur Freude der Schulkinder und der Lehrkräfte - eine Turnhalle angebaut. Auch die Erweiterung des Schulgeländes um einen Spiel- und Pausenbereich kam in einem "dritten" Bauabschnitt.

1962 erhielt die Knabenschule eine 61 Meter lange, überdachte Pausenhalle. Bei Regenwetter konnten die Buben die Pause an der frischen Luft verbringen und dabei trocken bleiben. Die Mädchen hingegen mussten in den Lichthöfen schweigend im Kreis gehen. Es wird erzählt, dass sie dabei nicht einmal "ratschen" durften.